Gruorn – Sportvereine und Kirche haben viele Schnittstellen. Der Gottesdienst in der Stephanuskirche führte Menschen aus beiden Bereichen zusammen.
Von Maria Bloching
Die Gesellschaft driftet immer weiter auseinander. Umso wichtiger sind Werte wie Fairness und ein Miteinander auf Augen-höhe, die sich sowohl Kirchen wie auch Sportvereine auf die Fahnen geschrieben haben. Nach Corona hatten wir alle das Gefühl, dass uns immer mehr ehrenamtlich Engagierte verloren gehen“, gab Pfarrer Philipp Geißler, landeskirchlicher Sportbeauftragter, zu bedenken. Bei einem Treffen vor zwei Jahren mit Dekan Michael Karwounopoulos, Manuel Hailfinger als Präsident des Sportkreises Reutlingen und Alfred Weber vom Komitee für die Erhaltung der Stephanuskirche Gruorn wurde deshalb die Idee geboren, an diesem besonderen Ort Menschen aus Sportvereinen und Kirchen zusammenzubringen.
So hatten das Dekanat Bad Urach-Münsingen und der Sportkreis Reutlingen gemeinsam für. den vergangenen Sonntag zu einem besonderen Gottesdienst eingeladen, zu dem rund 70 Besucher gekommen waren. Unter ihnen mit der erfolgreichen Langläuferin Pia Fink aus Hundersingen ein besonderer Gast. Sie ist Sportlerin des Jahres im Landkreis Reutlingen und nahm gerne in Gruorn teil, um sich in einem Interview den Fragen von Pfarrer Geißler zu stellen.
Während ihrer sportlichen Karriere gab es schon viele beglückende Momente, so etwa mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking im Jahr 2022, als auch mit dem zweiten Platz bei Nordischen Skiweimeisterschaften in Planica als Mitglied in der Damen-Staffel.
„Oft sind sportliche Menschen auch in Kirchen aktiv und außerdem mehrfach engagiert.“ Manuel Hailfinger, Präsident des Sportkreises Reutlingen
Besonders im Gedächtnis bleiben ihr aber nach eigenen Worten vor allem die. Schönen Momente mit ihrem Team, die Kameradschaft und die Erlebnisse während ihrer vielen Reisen. Die Langläuferin, die für den SV Bremelau startet, hat weiterhin große Ziele. Eines davon ist die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in zwei Jahren in Italien wie auch an den Weltmeisterschaften im norwegischen Trondheim im nächsten Jahr. Olympia während Corona in China war nicht so schön, deshalb ist Italien mein großes Ziel“, sagte Pia Fink.
Jahre lang habe sie hart trainiert und in ihren Sport „ultraviel investiert“. Im Vertrauen auf ihre eigenen Stärken finde sie Kraft und Halt. Darauf und auf den Glauben kommt es laut Pfarrer Geißler an. „Gott will nicht, dass man aus Angst hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt“, sagte er in seiner Predigt. Für Sportler sei die Fokussierung wichtig, trotz Entbehrungen, Rückschlägen und hartem Training müssten sie ihr Ziel immer im Blick haben. Sich von Sorgen und bereits gesteckten Grenzen des Möglichen ablenken zu lassen, sei nicht zielführend.
„Glauben ist die Leidenschaft für das Unmögliche“ betonte Geißler und stützte seine Predigt auf Matthäus, 6, 24ff: „Alle Sorgen werfet auf ihn, denn er sorgt für euch“. Erfahrungen mit Sport hat auch Dekan Karwounopoulos gemacht. Er trägt seit jungen Jahren, den braunen Gürtel im Judo, kann diesen nach eigenen Worten aber höchstens noch als ,,Faustpfand im Konfirmandenunterricht“ einsetzen. Der Sport habe ihn Disziplin gelehrt und ihm Selbstvertrauen gegeben. Auch wenn er heute nicht mehr aktiv ist, so bleiben doch Erinnerungen. Und Wünsche. So würde er gerne mit Bayern-Fußballer Thomas Müller ein Bier trinken gehen.
Für seine Kirche würde sich Karwounopoulos dieselbe Begeisterung wünschen, die dem Sport entgegengebracht wird. „Ich wünsche mir mehr begeisterte Christen, die erzählen, wie wertvoll ihr Glaube für sie ist.“ Parallelen zum Sport sieht der Dekan einige, unter anderem Problem, Jugendliche für sich gewinnen. Deshalb begrüßt er eine Zusammenarbeit, mit der Vorbild sein will.
Viele Parallelen vorhanden
„Oft sind sportliche Mensch auch in Kirchen aktiv und außer dem mehrfach engagiert“, hat Manuel Hailfinger die Erfahrung gemacht. Er zeigte sich begeistert vom Engagement seiner 259 Sportvereine im Sportkreis Reutlingen mit fast 100.000 Mitgliedern. Allerdings müsse Inklusion noch stärker in den Vereinen verankert sein. Dafür macht er sich als Landtagsabgeordneter der CDU stark. „Inklusion braucht wie auch das Ehrenamt noch deutlich mehr Wertschätzung der Gesellschaft“, so Manuel Hailfinger.
In gemeinsamen Aktionen von Sportvereinen und Kirchen sie er einen Mehrwert für das Leben aller: „Das Miteinander muss besser in den Fokus gerückt werden. Denn zusammen kann man mehr erreichen“.